Interview mit Carlos Frischmuth

 Interview mit Carlos Frischmuth

Carlos Frischmuth hat uns im Interview vier Fragen zum Thema Arbeitswelt im Wandel beantwortet.

Wie hat sich ihr Arbeitsalltag in den letzten zwei Jahren verändert?
Carlos Frischmuth (CF): «Die Arbeitswelt ist für mich definitiv virtueller geworden, es finden deutlich mehr Online-Termine statt. Ich habe schon früher ca. 1 oder auch mal 2 Tage pro Woche im Home-Office verbracht, jetzt sind es auch mal 3-4 Tage. Und ich bin deutlich weniger gereist als früher!»

Gibt es Momente, in denen Sie bewusst «offline» sind?
CF: «Es scheint deutlich schwieriger zu sein als früher, aber es ist zwingend notwendig “den Schalter” umzulegen. Ich mache das die letzte Zeit sogar deutlich bewusster als früher, weil natürlich die sogenannte Entgrenzung des eigenen Arbeitens ganz schleichend stattfindet.»

Gibt Ihrer Meinung nach Dinge, die sich hinsichtlich der Zusammenarbeit nie verändern werden?
CF: «Ich bin felsenfest davon überzeugt – und erlebe das aktuell auch wieder sehr deutlich – dass eine besondere Energie, Identifikation, Gemeinschaft, Kreativität und vieles mehr entsteht und sich weiter entfaltet, wenn wir live und physisch zusammenkommen. Echte Zugehörigkeit und Empathie füreinander, in der ein echtes Gemeinschaftsgefühl erlebbar ist, braucht den physischen Raum. Das geht nicht weg.»

Hat Ihr Buch Reaktionen erzeugt, die selbst Sie überrascht haben?
CF: «Ja, ich war etwas überrascht, dass gewisse Menschen, die auch im Thema stecken (müssten), sich erstmal nur am Buchtitel festhalten und das als Pauschalkritik an New Work verstehen. Man müsste nur einen Blick ins Buch werfen, um festzustellen, dass es anders herum ist. Eine moderne Arbeitswelt braucht echten Wandel und keine oberflächlichen Bullshit Massnahmen ohne Wirkung, so dass am Ende nur Kulissenschieberei übrigbleibt. Das enttäuscht alle Beteiligten. Positiv überrascht war ich zugleich von dem grossen Zuspruch der Praktiker, HR-Experten und vor allem der Führungskräfte, die sich regelrecht überfordert fühlen in diesen dynamischen Zeiten: Agil und Scrum hier, neue Office-Konzepte oder selbstführende Teams dort. Es zeigt, dass wir noch mehr und häufiger über die komplexen Phänomene und Faktoren in unserer Wirtschafts- und Arbeitswelt sprechen müssen um einen ganzheitlichen Blick zu bekommen. Tagungen und Kongresse mit Gleichgesinnten sind daher optimale Gelegenheiten in der aktuellen Zeit!.»